"Zeige mir wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist."

Diese Formulierung ist eine alte Weisheit und gilt zeitenlos und grenzenlos. Wie wir Menschen unsere Wohnräume gestalten sagt viel über unseren Lebensinhalt aus. Was ist mir wichtig, was lässt mich leben, was bereitet mir Freude, was hilft mir auch Sorgen und Ängste zu bewältigen. Ein weiteres Detail ist, welche Farben sind vorherrschend, gibt es Blumen und welche Musik wird gespielt, welche Zeitungen und Bücher finden sich. Wird auch Gott Raum gegeben?

Corona bedingt sind wir ja wieder mehr zu Hause. Manche nützen die Zeit, um ihre Wohnung zu renovieren, zu entrümpeln oder neu auszumalen. Wenn es uns gelingt, eine gute Atmosphäre in den Wohnräumen zu schaffen, dann sind wir auch gerne zu Hause.

Satirisch meinte einmal Karl Valentin:

„heute Nachmittag besuch´ ich mich – ich bin gespannt, ob ich zu Hause bin“.

Auch im Evangelium fragen die Jünger: „Meister, wo wohnst du?“. Natürlich gibt Jesus keine Wohnadresse an und überrascht dennoch mit der Formulierung: „kommt und seht!“. Und die Jünger hören und sehen was Jesus tut, wie er von Gott spricht, wie er kranke Menschen heilt, wie er sich etwas zurückzieht, um zu beten. In Wahrheit sehen die Jünger nicht WO Jesus lebt, sondern WIE Jesus lebt.

So hoffe ich, dass jeder gut wohnen kann aber noch viel mehr, dass er gut leben kann. So wichtig Räume, Möbel und Sonstiges für uns Menschen sind, ist doch entscheidend, wie wir die von Gott geschenkte Lebenszeit nützen und was wir daraus machen. In Freundschaft mit Jesus wird uns Gutes, Sinnvolles, Heilsames und Sinnstiftendes gelingen.

Gerne sagen wir auch, dass Gott überall wohnt – soll heißen, dass wir Gott überall finden können. So formuliert zB Theresia von Avila für ihre Mitschwestern tröstlich: „Gott ist auch zwischen den Kochtöpfen!“. Oder Papst Benedikt XVI.: „Wer glaubt, ist nie allein.“.

Mit besten Segenswünschen

Ihr Pfarrer

GR Mag. Gerald Geyrhofer

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